Hüter der heiligen Lanze by Jörg S. Gustmann

Hüter der heiligen Lanze by Jörg S. Gustmann

Autor:Jörg S. Gustmann
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783958651999
Herausgeber: 110th
veröffentlicht: 2014-11-14T00:00:00+00:00


XIV

Die alte Dame griff in ihrer Wohnung in einem beschaulichen Vorort Wiens nach dem Telefonhörer und wartete erregt.

'Falkner, Polizeidienststelle …'

Sobald sich der Beamte meldete, fiel sie ihm ins Wort. Sie gab sich dabei keine Mühe, ihre Erregung zu verbergen, die schon bald an Panik grenzte. 'Grubner ist mein Name. Bitte, Herr Inspektor. Sie müssen dort hinfahren. Mein Mann ist in über dreißig Jahren noch nie zu spät nach Hause gekommen.'

'Vielleicht sagen Sie mir erst einmal, wo wir hinfahren sollen, gnädige Frau!'

'Ins Museum natürlich. In die Schatzkammer des Hofmuseums. Mein Mann ist dort Wachmann. Seit über dreißig Jahren. Franz Burgner.'

'Ja das sagten Sie bereits. Nun beruhigen Sie sich bitte erst einmal.'

Wie viele Anrufe verlassener Ehefrauen tagtäglich bei der Wiener Polizei eingingen, zählte keiner mehr. Meistens kamen die Männer einige Stunden später betrunken nach Hause – oder sie wurden in einem Bordell aufgegriffen, nachdem sie randaliert hatten. Doch die alte Dame wollte sich nicht auf die übliche Weise abspeisen lassen und fuhr den Beamten harsch an. 'Ich spüre, dass etwas passiert ist, Herr Kommissar. Es ist ihm etwas zugestoßen. Bitte fahren Sie doch mal hin. Das ist doch ihre Pflicht!'

'Einverstanden. Ich werde mit zwei meiner Kollegen zum Museum fahren, obwohl ein paar Stunden Verspätung eigentlich noch keine Vermisstenanzeige rechtfertigen.'

Frau Burgner legte auf und ging in ihrer kleinen Wohnung auf und ab.

Als die Polizeibeamten kurz darauf im Museum erschienen, kam eine am Boden liegende, junge Frau gerade wieder zu sich. Ihre langen braunen Haare hatten sich aus dem Knoten gelöst und hingen ihr wirr im Gesicht. Unter normalen Umständen hätte der Anblick dieser hübschen Frau dem Beamten, der als Erster erschien, den Atem geraubt, wäre da nicht noch die Leiche eines älteren Mannes gewesen. Er lag in einer Blutlache – und ein großes Loch klaffte in seinem Bauch. Die Augen waren weit aufgerissen, und beide Beine lagen sonderbar verdreht.

Der Staatsdiener schaute sich im Raum um, wurde der geöffneten Vitrine und des fehlenden Ausstellungsstücks gewahr, betrachtete die Leiche und wandte sich betroffen von ihr ab. Raubmord, schoss es durch seinen Kopf. Er wandte sich der jungen Frau zu und kniete sich neben sie. Die Stirn kräuselnd betrachtete er die Platzwunde an ihrer Stirn und berührte sie behutsam am Kopf. 'Das müssen sie von einem Arzt behandeln lassen. Keine Sorge. Das wird heutzutage geklammert. Da bleiben bestimmt keine Narben zurück.'

Inspektor Falkner konnte den Blick nicht von den Blessuren der jungen Frau lösen. In ihrer Hilflosigkeit und mit der blutenden Wunde am Kopf wirkte sie auf ihn noch beschützenswürdiger. Sie bedankte sich bei Falkner mit einem zaghaften Lächeln und ließ sich von ihm aufhelfen.

'Können Sie mir erzählen, was hier passiert ist, oder brauchen Sie noch ein paar Minuten …?' Falkner zog ein frisches Taschentuch aus der Innentasche seiner Jacke und reichte es ihr.

'Es geht schon, danke', wehrte sie ab. 'Ich habe das Schwein gesehen', sagte sie ohne zu zögern.

'Wen haben sie gesehen?'

'Na, den Mörder. Ich habe sein Gesicht genau gesehen.' Sie schaute auf den Leichnam des alten Mannes und wurde vom Entsetzen überwältigt.

'Kennen Sie diesen Mann?' Falkner deutete auf die Leiche am Boden.



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